Wenn man beurteilen will, ob eine UV-Lampe gut für die Vitamin D Versorgung von Reptilien ist, kommt es auf zwei Punkte an
Beim zweiten Punkt reicht es nicht aus, die Bestrahlungsstärke nur in einem Punkt unter der Lampe zu messen. Wird das Messgerät zentral unter zwei Lampen gehalten ist nicht zwangsläufig die Lampe mit dem höheren Wert auch die bessere Lampe, häufig ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Die Bestrahlungsstärke muss auf der gesamten Fläche, die das Tier einnimmt, Werte aus einem akzeptablen Bereich haben. Die räumliche Verteilung der UV-Strahlung ist sehr wichtig.
Bei Mischlichtlampen unterscheidet sich diese räumliche Verteilung der Strahlung leider sehr stark von Modell zu Modell. Ich stelle einige typische Strahlungsverteilungen von Lampen gegenüber. Zum besseren Größenvergleich habe ich meine 25cm lange Schildkröte Kassiopaia unter die Lampen gesetzt. Bei der verwendeten Skala (UV-Index) sind Werte von 4-6 (gelb) gut zur Vitamin D Synthese geeignet, aber nicht übermäßig gefährlich. Rot zeigt stark erhöhte UV-Strahlung an. Blau bewerte ich als Lebensgefährlich. Grün ist für die UV-Synthese bei sonnenliebenden Tieren nicht ausreichend.
Bitte beachten Sie, dass Sie sich bei der Bezeichnung “Spotstrahler” und “Flächenstrahler” nicht auf die Herstellerangaben verlassen können. Besonders deutlich wird das, wenn in der selben Packungsbeilage die Lampe im Deutschen als Flächenstrahler, im Englischen aber als Spotstrahler bezeichnet wird.
1) Extremer Spotstrahler, geringe Leistung
Sitzt das Tier zentral unter der Lampe erhalten Kopf und Füße praktisch keine UV-Strahlung. Im Zentrum des Panzers können aber je nach Abstand übermäßig hohe UV-Werte auftreten und zu lokalen Verbrennungen führen.
2) Spotstrahler, hohe Leistung
Zwar ist der Strahlkegel in diesem Fall größer, aber der Gradient ist zu hoch. Sitzt die Schildkröte im Randbereich, so variiert die Strahlung von schwacher UV-Strahlung am Schwanz bis zu sehr gefährlich hoher UV-Strahlung am Kopf. Vitamin D-Bildung ohne Risiko von UV-Schäden ist fast unmöglich.
3) Flächenstrahler mit geringem Abstrahlwinkel, hohe Leistung
Dieser Strahler erzeugt einen ausreichend großen Strahlkegel in dem das Tier vollständig Platz findet. Der Gradient ist gering. Diese Lampe ist gut geeignet.
4) Flächenstrahler mit großem Abstrahlwinkel, geringe Leistung
Diese Lampe hat eine sehr gleichmäßige Verteilung der Strahlung. Im Grund die ideale Lampe, wenn die Strahlungsstärke nicht so gering wäre.
Die Strahlungsverteilung wird durch mehrere Dinge beeinflusst. Den größten Einfluss haben
Welch starke Einflüsse der Reflektor grundsätzlich auf das abgestrahlte Licht von sehr kleinen (punktförmigen) Leuchtmitteln haben kann können vielleicht folgende Grafiken verdeutlichen (idealer Paraboloid-Reflektor und idealer Ellipsoid-Reflektor)
Glühbirnen werden häufig auf der Innenseite mattiert oder siliziert. Dadurch kann Blendung beim Betrachter durch die hohe Leuchtdichte des Wolframdrahtes (klein und hell) vermieden werden. Das matte Glas sorgt dafür, dass das Licht nicht mehr geradeaus durch das Glas strahlt, sondern in verschiedene Richtungen gebrochen wird, je nach Glasart ist dieser Effekt unterschiedlich stark.
Auch Meyer-Seitz [58Meyer, A. E. H., Seitz, E. O., & Rajewsky, B. (1949). Ultraviolette strahlen 2nd ed. de Gruyter.] schreibt, dass der mattierte Glaskolben bei der Osram Ultra-Vitalux “eine gute Strahlenmischung” der UV-Strahlen des HQL-Anteils und der sichtbaren Strahlung das Glühbirnen-Anteils bewirkt. Wenn man bedenkt, dass der unterschiedliche Ort der Glühlampe und der Entladungslampe im Reflektor großen Einfluss auf die Reflexion am Reflektor haben ist das für mich einsichtig.
Während das Milchglas sowohl das sichtbare als auch das UV-Licht relativ gleichmäßig verteilt, z.T. auch generell durch Absorption abschwächt, findet bei den Strahler mit klarem Glas eine direkte Abbildung des Leuchtelements durch den Reflektor statt. Da das Leuchtelement durch die geringe Größe und hohe Helligkeit eine große Leuchtdichte hat, können ja nach Lage des Leuchtelements im Reflektor besonders helle Spots, ich nenne sie mal anschaulich “Brennpunkte”, entstehen.
Mir sind extreme Spotstrahler bisher in erster Linie bei Strahlern mit einem klaren Glaskolben aufgefallen. Hier erreichen selbst 160W Mischlichtstrahler in 80cm Entfernung von UV-Werte von über 2000µW/cm² bzw. einen UV-Index von 100 (zur Erinnerung natürliches Sonnenlicht hat Maximalwerte von UVB=300-500µW/cm² und UVI=7-15). Ich halte das für extrem gefährlich.
Leider ist es bei diesem Lampen auch keine Lösung den Abstand zu vergrößern. Je nach Lampe bräuchte man entweder Abstände von über 1,50m, was in den meisten Terrarien nicht umsetzbar ist, oder der Strahlkegel wird bei Vergrößern des Abstands so klein und die Strahlung so schwach, dass keine Vitamin D Bildung mehr möglich ist.
Grundsätzlich kann auch ein klarer Glaskolben, wenn ein sorgfältig konstruierter Reflektor verwendet wird und die Fertigung entsprechend genau durchgeführt und kontrolliert wird, eine gute Lichtverteilung erzeugen. Mir ist jedoch bisher keine solche Mischlichtlampe begegnet.
Strahler mit mattiertem Glaskolben oder strukturiertem Glas haben in der Regel eine bessere, aber auch nicht immer optimale Lichtverteilung.
Meine Empfehlung lautet auf Strahler mit klarem Glaskolben grundsätzlich zu verzichten. Da genügend Auswahl bei Strahlern mit mattem Glaskolben besteht, sehe ich keinen Grund dieses Risiko einzugehen. Noch besser wäre es, nur Lampen zu verwenden, bei denen mindestens ein typischer Vertreter vermessen wurde. Einige Testergebnisse findet man auf www.uvguide.co.uk